Türkiyemspor 1978 Berlin – Altona 93

[inspic=1534,right,fullscreen,thumb] Für Altona ging es um nichts mehr: sportlich längst abgestiegen, noch dazu ohne Lizenz für die Regionalliga. Umso wichtiger war das Spiel für Gegner Türkiyemspor. Mit einem Sieg und etwas Schützenhilfe aus Halle  – gegen Abstiegskonkurrent Plauen – hätte der Klassenerhalt geschafft werden können.

So freute man sich in Berlin auf den Besuch des „sympathischen Kiezclubs aus Hamburg“. Sympathischer Punktelieferant wäre treffender gewesen, schließlich hatte der AFC in den letzten 15 Spielen nur zwei mal gewonnen.

In einem schlechten Spiel quälten sich beide Mannschaften, erspielten kaum eine Torraum-Szene, geschweige denn Chancen. In der 85. Minute dann das 1:0-Siegtor für Türkiyem. Aber es reichte nicht: Der Hallesche FC verspielte zeitgleich den Aufstieg in die 3. Liga, verlor zuhause gegen Plauen mit 0:1. Die drei Punkte von Türkiyemspor gegen den AFC waren wertlos, der Verein steigt in die Oberliga Nordost ab.

Bleibt die Bilanz von Altona 93 nach (fast) einer Halbserie mit Trainer Thomas Seeliger:
16 Spiele wurden unter seiner Leitung absolviert – davon 11 Niederlagen, drei Unentschieden und nur zwei Siege.
16 Tore wurden geschossen (bis zum Trainerwechsel waren es 24), 33 Treffer kassiert (zuvor ebenfalls 33), gerade mal neun Punkte von 48 möglichen geholt! Unter Fröhling waren es nach 18 Spieltagen immerhin 22 von 54.

Zum Auftakt der Seeliger-Amtszeit hatte es eine 0:3-Heimpleite gegen Hannover 96 II gesetzt, dann eine 0:4-Auswärtsklatsche bei Holstein Kiel. Bei der 1:2-Niederlage zuhause gegen Babelsberg keimte noch kurzzeitig Hoffnung. Es folgten weitere Katastrophen-Spiele, darunter die 1:3-Pleite gegen Abstiegskonkurrent HSV II und die unnötige 3:4-Demontage bei Hertha BSC II – trotz Ãœberzahlspiel (11 gegen 9!).

Den ersten Sieg unter Seeliger gab’s erst in seinem zehnten Spiel auf der AFC-Bank. Doch das 2:1 gegen Sachsen Leipzig kam zu spät, nach der 4:1-Pleite am Wochenende zuvor in Plauen stand der sportliche Abstieg im Grunde fest.

So wurde aus der Verzweiflung der Fans, die lange auf ein Fußballwunder gehofft hatten, schließlich Wut auf den Vorstand und vor allem den Trainer. Bedachte man die Leistung im letzten Heimspiel gegen Hansa Rostock II (2:2) noch durch Nullsupport, feuerten die AFC-Fans ihre Mannschaft beim letzten Saisonspiel im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark wie gewohnt an. Doch zu den üblichen Gesängen kamen fast 90 Minuten lang unüberhörbare „Seeliger raus“-Rufe, die den Ãœbungsleiter auch nach dem Spiel begleiteten.

Die Mannschaft verschwand nach dem Abpfiff in der Kabine, einzig Sören Warnick verabschiedete sich von den Altonaer Fans auf der Tribüne.

Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel erklärte Seeliger auf Nachfrage unbeirrt: „Ich freue mich ganz besonders, auch im nächsten Jahr weiterhin Trainer von Altona zu sein. Das ist hundertprozentig, die Mannschaft steht ganz klar zu mir, der Verein steht zu mir. Insofern gibt’s da für mich überhaupt gar keine Probleme.“

So sieht man sich offenbar auch in der kommenden Saison wieder. Nur heißen die Gegner dann Condor statt Chemnitz, Meiendorf statt Magdeburg und Wedel statt Wolfsburg.

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