Energie Cottbus II – Torgelower SV Greif

Dauerregen überm Waldstadion in Ludwigsfelde, Nebelschwaden hingen in den nahen Kiefernwäldern. Testspiel von Altonas Regionalliga-Konkurrent Energie Cottbus II – derzeit Tabellenletzter – gegen den Oberligisten Greif Torgelow. Für die U23 aus der Lausitz der Abschluss der Rückrunden-Vorbereitung.

In den ersten 15 Minuten erspielte sich Cottbus zwei große Chancen, die der Keeper der Torgelower gerade noch vereiteln konnte: Einen Schuss wehrte er im letzten Moment mit dem Fuß ab, den anderen erwischte er mit der Hand. Der Druck von Cottbus wurde immer stärker. Torgelow kam nicht zum Zuge, schaffte es kaum aus der eigenen Hälfte.

Am Spielfeld hatten sich derweil nur zehn Zuschauer eingefunden. Dabei sei Ludwigsfelde eigentlich fussballbegeistert, wie ein grauhaariger Zuschauer unter seinem gelben Regenumhang erläuterte. In der lokalen Zeitung habe es aber keinen Hinweis auf den Testkick gegeben. Er selbst habe die Begegnung nur zufällig entdeckt, weil er die Mannschaftsbusse vorm Waldstadion stehen sah.

Auf dem Platz hielt der Sturmlauf von Energie an, Torgelow tauchte erst nach einer halben Stunde das erste mal gefährlich vorm Tor der Energie auf. Der Torschuss ging aber meterweit daneben. Im Gegenzug wirbelte Cottbus weiter. In der 40. Minute sahen die wenigen Anwesenden das hochverdiente 1:0 für Cottbus II. Ein trockener Flachschuss. Und nur zwei Minuten später auch noch das 2:0, fast eine Kopie des ersten Treffers. Die Torgelower ließen kurz die Köpfe hängen.

Gespielt wurde in Ludwigsfelde auf nagelneuem Kunstrasen. Der sei ganz neu verlegt worden, der alte musste ausgetauscht werden, erklärte der grauhhaarige Zuschauer.  Zu viele Nadeln drauf von den umliegenden Kiefern, von denen deshalb einige abgeholzt wurden, wie er weiter erläuterte.

Es ging in Halbzeit Zwei und Cottbus tauschte durch. Anfangs weiter hoch überlegen, häuften sich nun zunehmend die Fehler der Rot-Weißen. Mit der Folge, dass Greif immer offensiver wurde, die Cottbuser Abwehr zu schwimmen begann. In der 55. die Quittung: Torgelow stürmte über die rechte Seite, die Hereingabe versenkte ein gelber Greif aus fünf Metern zum 1:2.

In der Zwischenzeit erläuterte der grauhaarige Herr, dass die Tribüne des Stadions auch gerade erneuert werde, aber mit nur 300 Sitzplätzen, . „Wenn ich hier was zu sagen hätte, wären das mehr. So eine Tribüne hat ja bald jedes Dorf in der Umgebung. Und wenn dann doch mal so ein kleiner Hopp nach Ludwigsfelde käme …“ Aber vorher müssten mal wieder Zuschauer zu den Spielen kommen, zuletzt seien es mal 87 zahlende gewesen. „Weil die Eintrittspreise so erhöht wurden, auf 7 Euro. Wenn ich hier was zu sagen hätte …“

Cottbus hatte inzwischen völlig den Faden verloren, vergab einige klare Chancen. Im Frust senste ein FC-Stürmer seinen Torgelower Gegenspieler an der Toraus-Linie um, kassierte dafür die gelbe Karte. Kurz darauf ein Angriff der Torgelower, Energie bekam den Ball nicht aus dem eigenen Sechszehner – und aus elf Metern landete das Leder zum Ausgleich im Netz (80.).

Ganz schön ruppige Spielweise, stellte der grauhaarige Zuschauer fest. Er habe ja früher auch Fußball gespielt. „Da war ich noch schlank wie eine Tanne!“ Technisch und taktisch sei das sicherlich nicht schlechter gewesen als das hier heute. Aber niemals wurde da so gefoult.

Auf dem Platz spielten die Cottbuser zum Schluss noch einmal Abwehr-Billard. Vier mal schossen Torgelower auf den gegnerischen Kasten, trafen jedesmal einen Abwehrspieler, und jedes mal prallte der Ball wieder einem Greif-Stürmer vor die Füße. Schließlich erbarmte sich einer der Gelben und drosch den Ball zum 3:2 für den Oberligisten in die Maschen.

Kurz darauf pfiff der Schiedsrichter die Partie ab. Der Test des FC Energie II für den Start in die Regionalliga-Rückrunde war mißglückt.

„5 Euro, das wäre ein angemessener Eintrittspreis“, sagte der grauhaarige Herr noch im Rausgehen. „Hier haben ja auch viele keine Arbeit. Wenn ich hier was zu sagen hätte …“ Schwang sich mit seinem gelben Regenumhang auf sein Fahrrad und radelte heim.

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