FC St.Pauli – Hannover 96

„Organisation kann aus einem Inkompetenten kein Genie machen.“ Soll Dwight D. Eisenhower (34. Präsident der USA) einmal gesagt haben. Ein wenig Organisation kann aber auch nicht schaden. Lehrt dieser Fussball-Samstag.

Natürlich hatte es geregnet vor dem geplanten Testspiel von Altona 93 beim Vfl 93. Schon in der Nacht zum Samstag hatte es gegossen, und auch am Vormittag war es nicht immer trocken. Dass da ein Fußballspiel wegen Unbespielbarkeit des Platzes schon mal in Gefahr geraten kann, ist klar.
Doch alle Zeichen schienen auf Fußball zu stehen:
Auf der Internetseite des AFC wurde seit Wochen ein Kick gegen den Verbandsligisten am Borgweg angekündigt. 19.1., 14 Uhr, hieß es da. Selbst nach 14 Uhr noch.
Auch Sportnord.de meldete es, sowohl im Testspiel-Terminkalender als auch in einem Extra-Artikel vom Freitag.
(Selbst das Hamburger Abendblatt hatte das Spiel angekündigt, allerdings – mal wieder – mit einem falschen Datum.)
Also sollte es wohl Fußball sein, am Samstag um 14 Uhr. War es aber nicht.
14 Uhr, Borgweg: Verärgerte Vfl-er stapfen am Stadion vorbei, schimpfen, warum niemand Bescheid gesagt habe. Altona-Fans, unschwer an den Schals zu erkennen, ziehen kopfschüttelnd wieder ab. Mehrere angereiste Sympathisanten versuchten noch am Ort per Notebook und Internet herauszufinden, was diesem Spiel zugestoßen sein mag. Doch die einschlägigen Internetseiten schwiegen sich aus, beharrten: „19.1., 14 Uhr“ …
Doch offensichtlich fand hier nichts statt. So blieb nur Plan B, genauer FC St.Pauli. Kurz entschlossen zogen die Sympathisanten weiter zum Millerntor, schließlich sollte es heute doch Live-Fussball sein. Noch auf dem Weg trafen sie andere AFC-Fans auf dem Weg zu einem Spiel, das irgendwie abhanden kam.
Die Eintrittskarten fürs Millerntor waren schnell gekauft (Stehplatz Gegengerade), doch leider war der Eingang auf Nordkurven-Höhe – direkt neben den Kassenhäuschen!- geschlossen. „Da lang“, deutete einer der zahlreichen, beschäftigungslosen Ordner von dort zum nächsten Durchlass. Vor dem ballten sich die Menschen, eine riesige Traube, ohne jede Bewegung. Offenbar hatte sich St.Pauli entschlossen, die Zuschauer nur über diesen einen Zugang ins Stadion zu lassen. So stand man, 20 Minuten vor dem Anpfiff, in der Schlange. Stand dort auch noch eine Viertelstunde vor Beginn. 10 Minuten, 5 Minuten.
Als die Glockenschläge von Hell’s Bells vors Stadion drangen, wurden die Rufe der wütenden, wartenden Fans lauter. Von hinten wurde gedrängelt und geschoben. Väter und Mütter, die ihre Kinder mit ins Stadion nehmen wollten, fürchteten, der Nachwuchs könnte im Gedränge verloren gehen.
Einige Minuten nach dem Anpfiff hatte man es schließlich ins Stadion geschafft. Schnell noch ein Bier auf die Hand – Fehlanzeige. Das heutige Freundschaftsspiel (!) gegen Hannover 96 war wohl als Risikospiel eingestuft worden. Alkoholverbot im Stadion. Unverständnis bei den Sympathisanten: Wie kann man zum Freundschaftsspiel einen Gegner laden, dessen Fans augenscheinlich nicht in freundschaftlicher Absicht anreisen? Doch die etwa 1000 Hannover-Fans waren im Gästeblock in der Nordkurve eingepfercht, machten kaum einen Mucks.
Die übrigen 5400 Zuschauer verteilten sich auf Haupt- und Gegentribüne. Was nach dem Spiel zu neuerlichem Geschiebe und Gedränge führte: Nicht einmal da öffneten die Ordner mehr als ein Tor, so dass es lange dauerte, bis sich die Fanmassen aus dem Stadion gewunden hatten.
Der Abschluss eines Fußball-Tages, an dem die Organisation und Kommunikation offenbar komplett versagt hatten.
PS: Das Spiel, über weite Strecken arm an Höhepunkten, endete 2:2.