UE Sant Andreu РCF Sporting Mahon̩s

[inspic=2331,right,fullscreen,thumb] Sonntag und Sonnenschein – die dritte spanische Liga kickt zur Mittagszeit, Anpfiff um 12 Uhr.  Heimspiel der UE Sant Andreu im Nordosten Barcelonas gegen Sporting Mahonés.

Das Stadion der Unió Esportiva im Distrikt Sant Andreu ist umgeben von mehrstöckigen Wohnhäusern. Eine rote Backsteinfassade verdeckt von außen den Blick auf die über 40 Jahre alte Betonkonstruktion der vier Tribünen. Als das Stadion 1970 eingeweiht wurde, war UE Sant Andreu gerade in die zweite spanische Liga aufgestiegen, hielt sich dort bis Ende der Siebziger. Dann stieg man, wurde schließlich bis in die vierte Liga durchgereicht. Erst vor einigen Jahren gelang die Rückkehr in die dritte Liga.

15000 Zuschauer können auf den langgezogenen Rängen Platz finden. Auf allen reihen sich bunte Schalensitze, doch nur die Haupttribüne hat auch ein Dach. In ihrem Inneren befinden sich die Umkleideräume für Heim- und Gästeteam, die eine am oberen, die andere am unteren Ende des Bauwerks. So gibt es auch keinen gemeinsamen Zugang zum Kunstrasen-Platz. Zuerst läuft die Gästemannschaft aus Menorcas Inselhauptstadt Mahon aufs Feld, formiert sich zu einem Gruppenfoto im Mittelkreis. Erst Minuten später folgt der Gastgeber, lässt sich ebenfalls ablichten.

Rund 1000 Besucher verteilen sich auf den Sitzplätzen, um Sant Andreu zu sehen.  Die Katalanen zeigen dabei eine große Gelassenheit, kommen erst kurz vor oder gar ein paar Minuten nach dem Anpfiff. Von Gästefans ist weit und  breit nichts zu sehen – vermutlich ist schon die Anreise von der Insel zu abschreckend. Sie verpassen auch nicht viel, denn Mahon kickt gruselig, Sant Andreu vermag aus seiner Ãœberlegenheit nichts zu machen.

Ein echter Aufreger ist dagegen Schiri Adrián José Suárez Betancor, der wenig Durchblick hat und noch weniger Konsequenz in seinen Entscheidungen  zeigt. Klare Fouls und Handspiele lässt er ungeahndet, pfeift stattdessen harmlose Zweikämpfe ab und verteilt wahllose gelbe Karten – am Ende sind es sieben. Immerhin sorgt das für Stimmung im Stadion, die Zuschauer brüllen ein ums andere mal, dass das doch glasklar „mano“ gewesen sei, schimpfen den überforderten Spielleiter einen „canario“ …

Eine kleine Gruppe Sant-Andreu-Ultras schwenkt auf der Nordkurve hinter der Zaunfahne der „Desperdicis“ ihre Fahnen, feuert die Mannschaft mit Sprechchören an. In der Halbzeit verkaufen sie an einer Theke in den Gängen unter der Tribüne eigene Fanschals: „Sant Andreu is not Barcelona“ steht darauf.  Der heutige Stadtteil Sant Andreu de Palomar war 1897 per Dekret der spanischen Königin gegen den Willen der Bevölkerung der Stadt Barcelona einverleibt worden. Bis heute unvergessen.

Zu Beginn der zweiten Hälfte wandern viele  Zuschauer von der Nord- in die Südkurve, auf die ihre Mannschaft jetzt spielen wird. Sie hoffen auf ein Tor, doch nach 60 Minuten hat man eher den Eindruck, dass heute gar nichts gelingen will. Statt des Tors treffen die UE-Stürmer erst die Tribüne, schießen dann eine Fernsehkamera am Spielfeldrand ab. Der nächste Schuss knallt an den Innenpfosten, prallt ab, wird noch mal in den Fünf-Meter-Raum geflankt – und aus drei Metern Entfernung kann der eingewechselte Dani Martí den Kasten gar nicht mehr verfehlen (63.). Doch noch die Führung!

Im Gegenzug hat Mahon seine erste gute Chance, doch der Ball jagt knapp übers UE-Tor. Tatsächlich müssen die Fans der Gelb-Rot-Gestreiften jetzt noch ein wenig zittern, bis  Miguélez drei Minuten vor dem Ende mit einem Schuss aus 20 Metern das erlösende 2:0 erzielt. Kurz darauf pfeift Schiri Betancor ab.

Kurzer Jubel, dann leeren sich Tribünen schnell. Und während die letzten Takte eines Marschliedes – das so klingt, als würde es hier seit 40 Jahren gespielt – durchs leere Stadion und die angrenzenden Straßen hallen, wandern die Zuschauer zufrieden schwatzend in den sonnigen Nachmittag.

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